
Künstlerische Interventionen
Fotoprojekt (Fotodokumentation): Betroffene Menschen (z.B. Frauen) fotografieren ihre Alltagswege und markieren Orte, an denen sie sich sicher oder ängstlich fühlen. Die Fotos werden öffentlich ausgestellt (z.B. in leerstehenden Schaufenstern). So wird das Thema Angsträume sichtbar und regt Gespräche an. Solche Ausstellungen sensibilisieren Passant:innen für die Problematik und geben Betroffenen eine Stimme.
Straßenkunst und Wandmalerei: Künstlerinnen und Künstler bemalen Mauern oder Hauswände an ehemals düsteren Orten mit bunten, ermutigenden Bildern. Die bunten Wandgemälde oder Graffiti machen die Umgebung einladender. Passant:innen nehmen den Ort so anders wahr – er wirkt freundlicher und weniger bedrohlich. Gleichzeitig laden die Kunstwerke zum Verweilen ein und können gesellschaftlichen Austausch anregen.
Lichtinstallationen und -kunst: An Stellen mit schlechter Beleuchtung werden kreative Lichtinstallationen oder Projektionen installiert. Bunte Lichter oder leuchtende Kunstobjekte in Unterführungen, auf Plätzen oder Parkanlagen lockern die Dunkelheit auf und machen Wege gut sichtbar. Durch helles, gleichmäßiges Licht fühlen sich Menschen sicherer – Forschungsergebnisse zeigen, dass „gute Beleuchtung“ eine der wichtigsten Sofortmaßnahmen gegen Angsträume ist.
Theater- und Tanz-Performance im öffentlichen Raum: An einem früheren Angstraum (z.B. einem dunklen Platz oder einer Unterführung) führen Darsteller:innen ein kurzes Theaterstück oder ein Performance Art auf. Die Performance zeigt ausdrucksstark, wie sich Menschen an diesem Ort fühlen. Solche Aktionen machen öffentlich sichtbar, dass Angstgefühle vorhanden sind, und zeigen gleichzeitig, dass dieser Raum für Gemeinschaft genutzt werden kann. Auf diese Weise können die Orte ihren Schrecken verlieren.

Soziale/Gesellschaftliche Aktionen
Gemeinsame Abendspaziergänge: Gruppen (zum Beispiel Frauen, Jugendliche oder Senior:innen) gehen gemeinsam abends durch Orte, die als unsicher gelten. Beim Spaziergang tauschen sich die Teilnehmerinnen aus, wo sie sich unwohl fühlen und sammeln positive Erfahrungen. Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und belebt die Wege. Sichtbare Gruppen vermitteln auch Außenstehenden, dass diese Orte genutzt werden und gefördert werden können.
Empowerment- und Sicherheits-Workshops: Es werden Kurse und Workshops angeboten, etwa Selbstverteidigungskurse oder Gesprächskreise zum Thema „Recht auf öffentlichen Raum“. In diesen Runden lernen Menschen, sich selbst zu schützen und über ihre Ängste zu sprechen. Dadurch steigt das Selbstvertrauen. Wenn mehr Menschen ihre Kräfte und Kenntnisse stärken, fühlen sie sich in der Stadt sicherer.
Safe-Spot-Netzwerk: Lokale Geschäfte, Cafés oder Tankstellen kennzeichnen sich als Zufluchtsorte („Safe Spots“). Sie hängen ein Schild aus, das signalisiert: Hier können sich Menschen, die sich unsicher fühlen, kurz schützen lassen (z.B. bis Hilfe kommt). So wissen Passant:innen, dass sie in Notfällen direkt an diesen Orten Hilfe oder Unterschlupf bekommen können. Dieses Netz aus sicheren Punkten in der Nachbarschaft schafft Vertrauen und erhöht das Sicherheitsgefühl.
Sport- und Kultur-Treffs an Angsträumen: An ehemals einsamen Orten werden regelmäßige Aktivitäten organisiert, zum Beispiel Lauftreffs, Yoga-Kurse oder Graffiti-Workshops. Durch diese Veranstaltungen kommen mehr Menschen an den Ort. Eine belebte Umgebung mit Sport- oder Kunstgruppen macht einen Platz weniger gefährlich. Wenn der Platz dauerhaft genutzt wird, fühlen sich alle Besucher:innen dort sicherer und wohler.
Informations- und Aufklärungskampagnen: Veranstaltungen wie Infostände auf Wochenmärkten oder Social-Media-Aktionen zum Thema Angsträume informieren die Öffentlichkeit. Sie erklären, wie Angsträume entstehen und welche Maßnahmen helfen können. Solche Kampagnen fördern Zivilcourage und ermutigen Menschen, gemeinsam aktiv zu werden. Wenn die Bevölkerung über Probleme und Lösungen spricht, wächst das Bewusstsein und es entstehen Ideen für Verbesserungen.
Bauliche Veränderungen
Intelligente Straßenbeleuchtung: Die Straßenbeleuchtung wird an dunklen Orten verbessert – zum Beispiel durch neue Laternen oder modern gesteuerte Lampen. Gleichmäßig ausgeleuchtete Wege ohne starke Schatten reduzieren die Angst. Studien zeigen, dass gute Beleuchtung die wichtigste Sofortmaßnahme gegen Angsträume ist. Wenn Wege und Plätze gut beleuchtet sind, fühlen sich Menschen dort nach Einbruch der Dunkelheit deutlich sicherer.
Freie Sichtachsen (Vegetation pflegen): Büsche, Hecken und Bäume werden so geschnitten, dass sie einerseits angenehm grün sind, aber andererseits keine wichtige Sicht wegnehmen. Weite Durchblicke über Straßen und Plätze geben Sicherheit, weil Menschen einander besser sehen. Gerade in Beteiligungs Studien gaben Befragte an, dass „Durchsicht“ (freie Sichtachsen) neben guter Beleuchtung die wirksamste Abhilfe ist.
Aktive Nutzung von Erdgeschossen (Mischnutzung): Bisher ungenutzte oder geschlossene Erdgeschosse werden mit neuen Nutzungen belebt. Beispielsweise eröffnen kleine Cafés, Läden oder Gemeinschaftsräume an ehemals ruhigen Plätzen. Kurze Wege zu unterschiedlichen Angeboten (Wohnen, Einkaufen, Freizeit) sorgen dafür, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit Menschen unterwegs sind. Fehlen solche Angebote (Cafés, Läden, Spielplätze), bleiben Orte oft leer und unbelebt – mit ihnen wächst das Angstgefühl. Mehr Nutzungsmischung schafft ein „vertrauensvolles Umfeld“ und erhöht so das Sicherheitsgefühl.
Temporäre Zwischennutzungen (Pop-up-Projekte): Freiflächen oder Brachflächen, die zuvor niemand nutzte, werden vorübergehend als Park, Marktplatz oder Veranstaltungsort gestaltet. Zum Beispiel kann eine Industriebrache als temporärer Park dienen oder ein leerer Platz als Wochenmarkt genutzt werden. Diese Zwischennutzungen ziehen Menschen an und bringen Licht und Aktivität an Orte, die früher verlassen waren. So verschwindet die Dunkelheit schneller, und der Platz wirkt sicherer.
Aufenthaltsqualität und Möblierung verbessern: An wichtigen Orten werden Sitzbänke, Lampeninseln oder kleine Kunstwerke aufgestellt. Gut gestaltete Aufenthaltsplätze laden dazu ein, sich niederzusetzen und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Offene, gut beleuchtete Plätze mit Bänken und Pflanzinseln (wie in Planungszielen beschrieben) ziehen Menschen an. Wenn Menschen einen Ort als Treffpunkt nutzen, fühlen sie sich dort sicherer und wohler. Diese öffentlichen „Wohnzimmer“ im Freien stärken die Gemeinschaft und das subjektive Sicherheitsgefühl.